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Hintergrund: Warum wenden wir unternehmerische Prinzipien im Gesundheitswesen an?

Bereits vor 20 Jahren identifizierten Charan and Colvin die schlechte Ausführung als Hauptursache für das Scheitern von Strategien bei 70% der Fortune 500 Firmen. Die Strategien waren in der Regel nicht schlecht, nur wurden sie von den Managern unzulänglich umgesetzt.

In 2003 untersuchten Joyce, Nohria, and Roberson, warum einige Unternehmen bessere Leistungen erreichten als andere und suchten nach Managementwerkzeugen, mit denen diese außergewöhnliche Leistung erzielt werden konnte. Dabei fanden sie nicht die eine magische Managementmethode, mit der alle Probleme gelöst werden konnten, sondern kamen zu der Erkenntnis, dass eine disziplinierte Anwendung von grundsätzlichen Managementprinzipien der Schlüssel zu einer exzeptionellen Unternehmensleistung sei.

Dies Ergebnis entspricht den Befunden von Ex-Stanford Professor James C. Collins aus seinen Untersuchungen zu erfolgreicher Führung und Management, die er in seinem Beststeller “Built to last” 2003 zusammenfasste.

Aber ist die Korrelation zwischen Managementqualität und unternehmerischen Erfolg auf das Gesundheitswesen übertragbar? Führt professionelles Klinikmanagement zu besseren finanziellen oder gar medizinischen Ergebnissen von Krankenhäusern?

Um diese Frage zu beantworten führte die Unternehmensberatung McKinsey gemeinsam mit der London School of Economics and Political Science im Jahr 2010 eine internationale Studie durch, in der sie die Zusammenhänge zwischen Krankenhausmanagement und ökonomischen sowie medizinischen Ergebnissen untersuchten. Die Autoren entwickelten hierfür einen proprietären Managementscore und erhoben Parameter wie Return on investment, Patientenzufriedenheit, EBITDA, Einkommen pro Bett und dergleichen. Sie konnten zeigen, dass Krankenhäuser mit einem besseren Management, das sich in einem höheren Managementscore ausdrückte, den Häusern mit einem niedrigeren Score in allen Ergebniskategorien überlegen waren. Es konnte sogar eine um 6% niedrigere Mortalität bei Herzinfarktpatienten in den besser geführten Kliniken gefunden werden.

Unsere eigene Erfahrung aus der Medizinischen Hochschule Hannover belegen ebenfalls die positive Management-Leistungs-Korrelation in Krankenhäusern: Wir konnten den Umsatz erhöhen, einige Komplikationsraten nach herzchirurgischen Eingriffen reduzieren, die Anzahl der Initiativbewerbungen von Assistenzärzten erhöhen und bauten engere Beziehungen zu unseren Partnern innerhalb und außerhalb (Niedergelassene Ärzte, zuweisende Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Industriepartner) der Klinik auf, nachdem wir systematisch einige Managementprinzipien in die tägliche klinische Routine einführten.

Einige der führenden privaten und öffentlichen Krankenhausnetzwerke in Indien haben kosteneffektive Programme entwickelt, aus denen sich anwendbare Tipps und Indikatoren für Krankenhausmanager und Kliniker ableiten lassen.

Wir empfehlen daher dringlich, ein professionelles Medizinmanagement-System in Krankenhäusern aufzusetzen, das aus einfachen Management- und Führungswerkzeugen besteht, mit denen das wirtschaftliche und das medizinische Ergebnis zum Nutzen der Patienten, ihrer Angehörigen, der Klinikmitarbeiter und -partner sowie in der Folge der Kostenträger erhöht werden kann.

Literaturnachweise

Charan R, Colvin G. Why CEO`s Fail. Fortune, 21.05.1999
http://archive.fortune.com/magazines/fortune/fortune_archive/1999/06/21/261696/index.htm

Joyce W, Nohria N, Roberson B. What really works. Harvard Business Review. 07/2003
https://hbr.org/2003/07/what-really-works

Collins CJ, Porass IJ. Built to Last: Successful Habits of Visionary Companies. Harper Business. 2004
https://www.jimcollins.com/books.html

Dorgan S et al. Management in Healthcare: Why Good Practice Really Matters. McKinsey&Compnay, London School of Economics and Political Science. 2010
http://worldmanagementsurvey.org/wp-content/images/2010/10/Management_in_Healthcare_Report_2010.pdf